Ein bisschen mehr Friede und weniger Streit Ein bisschen mehr Güte und weniger Neid Ein bisschen mehr Liebe und weniger Hass Ein bisschen mehr Wahrheit - das wäre was
Statt so viel Unrast ein bisschen mehr Ruh Statt immer nur Ich ein bisschen mehr Du Statt Angst und Hemmung ein bisschen mehr Mut Und Kraft zum Handeln - das wäre gut
In Trübsal und Dunkel ein bisschen mehr Licht Kein quälend Verlangen, ein bisschen Verzicht Und viel mehr Blumen, solange es geht Nicht erst an Gräbern - da blühn sie zu spät
Ziel sei der Friede des Herzens Besseres weiß ich nicht
Gedicht zum neuen Jahr aus "Mein Lied" von Peter Rosegger
Peter Rosegger wurde am 31. Juli 1843 in Alpl geboren, er starb am 26. Juni 1918 in Krieglach.
Die Zeit, die ständig flieht und eilt und keinen Augenblick verweilt, kommt - Wahnsinn! - alle Jahre wieder mit einem neuen Jährchen nieder. Zwölf Monde trägt sie´s unterm Herzen, selbst noch beim Schein der Weihnachtskerzen reift´s still heran in ihrem Schoß - doch die Entbindung ist grandios: Schlag 12 in der Silvesternacht wird es von ihr zur Welt gebracht und übertritt mit Blitzesschnelle die raumzeitliche Zauberschwelle, an der wir, leicht beschwipst, schon warten, um unseren Salut zu starten mit Böllern, Krachern, guten Wünschen samt Sekt und Feuerzangenpünschen.
Sogleich gespeist von zig Sekunden, die sich zu Tagen, Wochen runden, entwickelt sich das Wickelkind, kaum daß wir halbwegs nüchtern sind, schon bald zum ausgewachs´nen Jahr mit Raum und Zeit als Elternpaar! Die halten´s gnadenlos auf Touren - kalendermäßig muß es spuren im Wechselkleid der Jahreszeiten, die unser Leben stets begleiten. Am Ende wird es ungeniert in der Geschichte deponiert. Dort erst darf´s unbegrenzt verschnaufen, denn seine Zeit ist abgelaufen nächsten Silvester im Dezember - dann heißt es auch nur noch “remember“!
Nun ist das Licht im Steigen, Es geht ins neue Jahr. Laß deinen Muth nicht neigen, Es bleibt nicht wie es war. So schwer zu seyn, ist eigen Dem Anfang immerdar, Am Ende wird sichs zeigen, Wozu das Ganze war. Nicht zage gleich den Feigen Und klag' in der Gefahr! Schwing auf zum Sonnenreigen Dich schweigend wie der Aar! Und wenn du kannst nicht schweigen, So klage schön und klar!
Will das Glück nach seinem Sinn dir was Gutes schenken, sage dank und nimm es hin ohne viel Bedenken. Jede Gabe sei begrüßt, doch vor allen Dingen Das, worum du dich bemühst möge dir gelingen.
Von guten Mächten treu und still umgeben, behütet und getröstet wunderbar, so will ich diese Tage mit euch leben und mit euch gehen in ein neues Jahr.
Noch will das alte unsre Herzen quälen, noch drückt uns böser Tage schwere Last, ach, Herr, gib unsern aufgescheuchten Seelen das Heil, für das Du uns bereitet hast.
Und reichst Du uns den schweren Kelch, den bittern des Leids, gefüllt bis an den höchsten Rand, so nehmen wir ihn dankbar ohne Zittern aus Deiner guten und geliebten Hand.
Doch willst Du uns noch einmal Freude schenken an dieser Welt und ihrer Sonne Glanz, dann wolln wir des Vergangenen gedenken, und dann gehört Dir unser Leben ganz.
Laß warm und still die Kerzen heute flammen, die Du in unsre Dunkelheit gebracht, führ, wenn es sein kann, wieder uns zusammen. Wir wissen es, Dein Licht scheint in der Nacht.
Wenn sich die Stille nun tief um uns breitet, so laß uns hören jenen vollen Klang der Welt, die unsichtbar sich um uns weitet, all Deiner Kinder hohen Lobgesang.
Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist mit uns am Abend und am Morgen und ganz gewiß an jedem neuen Tag.
Ein neues Buch, ein neues Jahr Was werden die Tage bringen? Wird's werden, wie es immer war, Halb scheitern, halb gelingen? Ich möchte leben, bis all dies Glüh'n Rückläßt einen leuchtenden Funken. Und nicht vergeht, wie die Flamm' im Kamin, Die eben zu Asche gesunken.
Zwischen dem Alten Zwischen dem Neuen, Hier uns zu freuen Schenkt uns das Glück, Und das Vergangne Heißt mit Vertrauen Vorwärts zu schauen, Schauen zurück.
Stunden der Plage, Leider, sie scheiden Treue von Leiden, Liebe von Lust; Bessere Tage Sammeln uns wieder, Heitere Lieder Stärken die Brust.
Leiden und Freuden, Jener verschwundnen, Sind die Verbundnen Fröhlich gedenk. O des Geschickes Seltsamer Windung! Alte Verbindung, Neues Geschenk!
Dankt es dem regen, Wogenden Glücke, Dankt dem Geschicke Männiglich Gut; Freut euch des Wechsels Heiterer Triebe, Offener Liebe, Heimlicher Glut!
Andere schauen Deckende Falten Über dem Alten Traurig und scheu; Aber uns leuchtet Freundliche Treue; Sehet, das Neue Findet uns neu.
So wie im Tanze Bald sich verschwindet, Wieder sich findet Liebendes Paar, So durch des Lebens Wirrende Beugung Führe die Neigung Uns in das Jahr.