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Dieses Thema hat 2 Antworten
und wurde 1.084 mal aufgerufen
 © Selbstverfasstes von Autoren des Partnerforums 'Be Art' :)
Aramesh Offline




Beiträge: 7.480

30.11.2007 10:22
RE: © Barbara Maryam Naziri (Aramesh) - Sünden Antworten

Ich habe ein Gedicht des persischen Dichters Omar Chayyām (1048-1123) zur Vorlage für diese Geschichte gewählt.

Du hast die Schlange uns beschert im Paradiese,
Du suchst uns, Gott, durch schreckliche Versuchung heim;
Vergib die Sünden, die belasten unser Leben, –
Auch deine Sünden seien dir vergeben!


Sünden

Seit der Vertreibung aus dem Paradies, waren die Menschen auf der Suche nach einem neuen Garten Eden. Doch wie sie sich auch anstrengten und plagten, einen Pfad dorthin zu finden, ihre Mühe blieb fruchtlos. Denn die Schlange, die einst Eva verraten hatte, begleitete sie auf all ihren Wegen und verwandelte alles Gute ins Gegenteil. Sprach jemand mit weisen Worten, so gab es stets Spötter in seiner Nähe, die ihm die Worte im Munde verdrehten und ihn darob verhöhnten. So fand die Doppelzüngigkeit fruchtbaren Boden. Diese Doppelzüngigkeit fand sich auch in Taten wieder, denn die Schlange hatte sich mittlerweile nicht damit begnügt, die Menschen zu begleiten, sondern sie hatte sich in ihre Herzen gefressen und richtete sich dort komfortabel ein. Von dort aus begann sie, die Sinne der Menschen zu beherrschen. „Macht“ hieß das Zauberwort, das sie ihnen leise ins Ohr züngelte: „Sei stark und strebe nach der Macht. Bereichere dich und du wirst mächtig. Sei mächtig und Du beherrscht die Welt!“

Die Menschen verloren ihr Urvertrauen, denn das Vertrauen wurde tagtäglich missbraucht und sank herab zu Misstrauen. Lüge und Betrug gingen wie Geschwister Hand in Hand und nicht Gerechtigkeit regierte die Welt sondern Geld. Mit diesen Vorbildern wuchsen ihre Kinder heran und wollten sich nicht mehr für diese Welt einsetzen und mühen.

Es gab zwar ein Ziel, aber es war kein gemeinsames Ziel: ein jeder wollte sein eigenes Paradies finden. Was scherte ihn da noch die Mehrheit? Galt schon das Wort nichts mehr, so galt die Tat noch weniger. Kriege und Zwistigkeiten überzogen das Land. Die Armen wurden noch ärmer, die Reichen noch reicher. Die Natur wurde geplündert, die Wälder geschändet, die Flüsse gestaut, die Berge abgebaut. Da schrie sie auf und ihr Schrei hallte wie ein Echo über den ganzen Erdball. Nun schlug sie mit aller Gewalt zurück, für das, was man ihr angetan hatte. Die Menschen wurden heimgesucht von Überschwemmungen, Erdrutschen, Dürre und Erdbeben. Die Menschen aber jammerten und ihre Klage erhob sich zum Himmel. Doch der schwieg still. Da flüsterte ihnen die Schlange höhnisch zu: „Was wollt ihr von dem alten Herrn dort oben? Ist er nicht eher ein Rachegott, der euch eure Sünden vorhält? Hat nicht gerade er euch vertrieben aus dem herrlichen Garten der Rosen und des Friedens? Warum sollte ausgerechnet er euch helfen?“

Da sahen sie einander betroffen an. Wo waren sie, die Werte, nach denen die Menschheit stets gestrebt hatte? War nicht auch die Schlange das Werk Gottes, der es nicht lassen konnte, sie immer wieder zu versuchen und das ewige Spiel Gut und Böse mit ihnen zu spielen? Wie Schuppen fiel es ihnen von den Augen. Sie töteten die Schlange.

„Wer du auch bist, da oben im Himmel“, riefen sie und streckten die Arme empor, „ab nun wollen wir die Verantwortung für unser Tun selbst übernehmen und vergib uns unsere Sünden, wie auch wir dir vergeben!“

© Barbara Maryam Naziri

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Barbara Naziri - Literaturgarten der Aramesh

greatmum4 Offline




Beiträge: 2.558

30.11.2007 11:10
#2 RE: © Barbara Maryam Naziri (Aramesh) - Sünden Antworten

Mal schauen, wann die Menschen einsichtig werden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir das noch erleben werden. Man kann nur bei sich selbst anfangen

Wer von sich behaupten kann, er sei ohne Fehler - ist selbst einer!

Aramesh Offline




Beiträge: 7.480

30.11.2007 11:33
#3 RE: © Barbara Maryam Naziri (Aramesh) - Sünden Antworten

Genau das ist der Weg. So sehe ich es auch. Erst auf (und in) sich selbst einen kritischen Blick werfen und dann einen Weg suchen, auf dem bestimmt schon ein paar andere wandern, um etwas zu bewirken.

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