Hallo Bernd, ich kann es ja versuchen, weiter zu dichten. Doch für mich ist es ein abgeschlossenes gewesen. Und befürchte, ein Mehr ist von Übel. Habe mir erlaubt von einiges mehr einzustellen. Weiss mir nicht, ob du damit etwas anfangen kanst.
Gisela
Gestern Abend, auf der Party, war nur eine für mich da. Gleich , als du den Raum betratest, wussste ich es, Gisela.
Und wir lachten und wir tanzten; ich wusste nicht, wie´s mir geschah. Du warst wie mein erster Frühling, bleibe bei mir, Gisela.
Wie im Flug, die Stunden eilten, ehe ich mich recht versah. Doch dann hörte ich die Worte, die du sagtest, Gisela.
-Leider muss ich dich verlassen; ist das Glück auch noch so nah. Du wirst eine and´re finden; doch denk an mich, an Gisela-.
Und sie ging aus meinem Leben; ich sie niemals wiedersah. Darum schrieb´ ich dieses Liedchen und denk´ an dich, an Gisela.
-----
Der Gefangene.
Wenn ich durch die Gitter schau, seh´ ich nur Mauern, grau in grau. Doch, hoch oben, ein Spalt wird frei: Farbe im tristen Einerlei. Ich seh´ ein Stück vom Himmelsblau.
Doch kein Gedanke Mauern bricht; schon bin ich ein ersticktes Licht. Bin wie ein Uhrwerk, das zerbrochen steht; bin wie ein Tier, das sich im Kreise dreht.
Manchmal seh´ ich Vögel zieh´n; Wolken vor dem Winde flieh´n. Dann möcht´ auch ich ein Vogel sein: eine Wolke und sei´s allein. Doch es ist mir nicht verlieh´n.
Doch kein Gedanke Mauern ........
----
Die neue Zeit.
Lieder klingen durch die Nacht; aus tiefem Schlaf, bin ich erwacht. Oder ist alles nur ein Traum?
Menschen gehen durch die Strassen; lachend, singend Hand in Hand.
Tot ist der grosse Eisengott; auf dem Tisch steh´ n Wein und Brot und wieder grünt der Lebensbaum
Menschen gehen durch......
Friede blühet weit und breit; werd´ diese Stunde Ewigkeit. Werd´ uns neue Zeit und Raum.
Mensch gehen durch....
----
Dornröschen.
´Schluss´, sagt´ ich zu meinem Boss, ´die Arbeit, kannst du selber tun. Denn irgendwo, da gibt´s ein Schloss, da soll ein schönes Mädchen ruh´n, so an die Hundert Jahre.
Ihr Bild ist stets in meinem Traum; ich kann sie lebhaft seh´ n. Doch Boss, das verstehst du kaum und wirst es nie versteh´n. Nicht in hundert Jahren´.
Der Boss, er schüttelte den Kopf, doch er liess mich geh´n. ´Ist man verliebt, ist man ein Tropf, du wirst es selber seh´n. Vielleicht in Hundert Jahren.
So verliess ich, Haus und Land; die Guitarre, mir zur Seit´. Uns alle Leute, mit Verstand: ´Junge, du wirst nie gescheit; nicht in hundert Jahren.´
Jetzt bin ich vierzig und mit Bauch, mit Frau und Kind und Rest. Das schöne Mädchen, sie soll es auch, schläft immer noch ganz fest; wohl weit´re Hundert Jahre.
Manfred Schröder, (*1938), deutsch-finnischer Dichter, Aphoristiker und Satiriker ------