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 Nostalgie
Luna-Verbenata Offline



Beiträge: 48

08.12.2006 23:05
RE: 50 Jahre DDR-Fernsehen-Sandmann & Schwarzer Kanal Antworten

50 Jahre DDR-Fernsehen

Sandmann & Schwarzer Kanal

Nach vier Jahren Testbetrieb ging es erst richtig los: Als vor 50 Jahren das DDR-Fernsehen mit seinem regelmäßigen Programm begann, konnten nur wenige im "Arbeiter- und Bauernstaat" die Sendungen verfolgen. Etwa tausend DDR-Bürger hatten sich für 3.500 Mark ein Gerät der Marke "Leningrad" zugelegt, um "Aktuelle Kamera" zu gucken. Mit der Eröffnung der Studios im Berlin Adlershof und dem Beginn eines festen Programms am 3. Januar 1956 startete der Deutschen Fernsehfunk (DFF) das TV-Zeitalter in der DDR.

Mit Vorträgen und Bildung, Spielfilmen und Dokumentationen ging es mit zwei Stunden täglich in den elektronischen Konkurrenzkampf mit dem Westen. Auch künstlerisch ambitionierte Eigenproduktionen schmückten das Programm. Die SED hatte das Fernsehen noch nicht als Massenmedium entdeckt und gönnte den Machern noch etwas Freiraum.

Zu einem Massenmedium wurde der DFF erst Anfang der sechziger Jahre. Auf dem VI. Parteitag 1963 beschließt die SED, das Fernsehen müsse eine tragende Rolle bei der Befriedigung der Konsumbedürfnisse der Bevölkerung bekommen. Mehr als eine Million Menschen besaßen schon ein Gerät, der DFF sendete acht Stunden täglich. "Massenwirksamkeit" und "Volksverbundenheit" lautete der Parteiauftrag.

Die politische Kontrolle der TV-Nachrichten wird verschärft. Über ein "rotes Telefon" können sich die ZK-Mitglieder, so wird später berichtet, jederzeit in den Sendeablauf einschalten. Doch nicht alles ist Agitation und Hofberichterstattung. "Der Sandmann", "Ein Kessel Buntes" oder "Außenseiter-Spitzenreiter" erlangen noch zu DDR-Zeiten Kultstatus im eigenen Land, wie der Leipziger Medienforscher Thomas Beutelschmidt in einer Studie zum DDR-Fernsehen feststellt.

Am 20. Jahrestag der Gründung der DDR beginnt der DFF mit der Ausstrahlung eines 2. Programms, zugleich gibt es erste Farbsendungen. 1972 erreichen die nun in "Fernsehen der DDR" umgetauften Kanäle erst die Hälfte des DDR-Gebietes. Mit einer Programmreform wirft die SED Ende der 80er Jahre ideologischen Ballast ab. Die "Aktuelle Kamera" wird politisch abgerüstet, der sozialistische Alltag kommt nun eher verspielter im "Polizeiruf 110" oder in "Der Staatsanwalt hat das Wort" vor. Eigenproduktionen müssen mit ausländischen Filmen konkurrieren.

Der Einfluss des West-Fernsehens setzt dem DDR-TV merklich zu. Mit knapp 33 Prozent Sehbeteiligung, das ergeben die später entdeckten Zahlen der DDR-Zuschauerforschung, erreicht das Fernsehen einen Tiefpunkt. Und die Wende im Herbst 1989 erschüttert das Fernsehen nachhaltig. "Diese Sendung wird nach fast 30 Jahren die kürzeste sein -nämlich die letzte", kündigt der bestgehasste Journalist der DDR, Karl-Eduard von Schnitzler, sein eigenes berufliches Ende und das seines "Schwarzen Kanals" an. Die Quote der "Aktuellen Kamera" fällt im letzten DDR-Jahr auf unter vier Prozent Marktanteil.

Die wohl folgenreichste Sendung des DDR-Fernsehens läutete auch den Anfang vom Ende der realsozialistischen Mattscheibe ein: Als am 9. November 1989 Günter Schabowski aus der Politbüro-Sitzung in Ost-Berlin vor die Kameras tritt und im Nebensatz die Reisefreiheit für DDR-Bürger verkündet, kleben Millionen Menschen in Ost und West an ihren Geräten. Wenige Stunden später ist die Mauer offen, fast zwei Jahre danach wird der einstige DFF ausgeschaltet. Ausgerechnet über jenes Medium, mit dem die DDR-Oberen fast 40 Jahren im ideologischen Grabenkrieg die Überlegenheit ihres Systems ausmalten, begann der Niedergang des Staates.

Anfang 1992übernehmen die ARD-Landesrundfunkanstalten das Programm. Auf einige Sendungen aus DDR-Zeiten müssen die Ostdeutschen seitdem nicht verzichten: Die "Sandmännchen" gibt es ebenso noch wie den "Polizeiruf 110", die Garten- und Tiersendungen bei MDR und RBB lehnen sich an DDR-Vorbilder an. Verschwunden ist die einst beliebte Unterhaltungsshow "Ein Kessel Buntes".

Quelle: n-tv.de

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