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Dieses Thema hat 2 Antworten
und wurde 924 mal aufgerufen
 © Selbstverfasstes von Autoren des Partnerforums 'Be Art' :)
Karl K ( gelöscht )
Beiträge:

21.08.2006 23:46
RE: © Karl Köckemann - Das Wunder der Gewohnheit Antworten

© Karl Köckemann

Das Wunder der Gewohnheit

Leben ist Gewohnheit. Sogar schmerzfrei leben, nasswarm umgeben von ewigbergender Dunkelheit, fortwährend dumpfklopfendem Rauschen, schwachdämpfigem Geräusch, geruchlos mildsalziger Atmosphäre, ja, schmerzfrei leben wird im Fortdauern zu Gewohnheit, Geborgenheit gar - immerwährende. Lässt nicht doch eine höhere Lebensmacht allmählich ausdehnen? Trotz wohligwarmer Geborgenheit erscheint eines Tags das Gewohnte beengt. Der florierende Druck verursacht Schmerz. Voranpressend treibt nie gefühlte Kraft hinaus ins Unheimliche, als gefährde sie die sichernde Gewohnheit.

Es riecht neutral wie überall. Behaglichfrische Warmluft behaucht die erwartungsvolle Atmosphäre. Silberweißes Licht, wohltuend angenehm. Alles harrt hellhörig flüsternd in Vorbereitungen versunken. Alles? Plötzlich. Beißendgreller Tagesschein trifft ein eilendpressendes Augenliderpaar. Stetigströmende Frischluft trocknet eine strammstraffende Haut. Angstklirrendes Klanggeschmetter trifft zwei aufschnellende Ohrmuscheln. Ein Herz rast, Kopf glüht, Schlund saugt. Unsalzig fremdneutraler Geschmack dorrt eine niederdrückende Zunge. Unmerklich ausdunstender Latexduft verzerrt eine krummkräuselnde Nase. Mattkühl behandschuhte Finger umpressen ein zartnachgiebiges Bein. Naturverkannte Weltengewalten mehren einen auszehrenden Hunger. Spitzkneifende Drangsal durchfährt einen starrgereckten Leib. Vollgezogene Lungenhälften befreien die ohnmächtige Seele unter lautkehligem Hinausschreien, was wiederum zuvor ängstigendes Klanggeschmetter mehrt. Das Unheimliche geht unter weiteren Brüllen in Gewöhnung über. Nach allmählichem Verstummen erfährt der Hunger Stillung. Alles ist erleichtert. So übermächtigt sich die unheimliche Welt dem, nun auf laukühler Decke strampelnden, bald schlummernden, neuen Leben. Fortan heißt es Franz.

Ihr entrissen, wird er wieder und wieder nach Gewohnheit streben. Jedes Ende von Gewohnheit gebirt einen Anfang von Gewohnheit. Und wesentliches Umgewöhnen erlebt Franz wie seine Geburt – sein bald vergessenes Erlebnis.

Karl K ( gelöscht )
Beiträge:

21.08.2006 23:54
#2 RE: © Karl Köckemann - Das Wunder der Gewohnheit Antworten

Ein paar Weisheiten:


Zu wissen was man kann, glaubt man. Sicher ist: Wo man nicht weiß, kann man nicht können.


Wahres Einfühlungsvermögen kann ebenso lebenshindernd wirken, wie ethisch gut zu sein.


Der Einfühlende leidet oft mit, der Gute wird gern gemobbt.


Die Mehrheit der Menschen ist gut, merkt es jedoch nicht, da sie gutsein nicht in reiner Form lebt. Wem das zuinne ist, hat es mit der überwiegenden Mehrheit schwer.


Was der siebente Sinn nicht hindert, erlebt der arme Mensch mit fünfen.


Manche nennen Geist, was Mensch von Tier unterscheidet. Bisweilen möchte ich glauben, das könne nicht der einzige Unterschied sein.


Arm, wer Wissen nur aus der Erfahrung schöpft, reich, wer Wissen auch bei Erfahrungen einbringt.


Gedanke an den Bodybuilder: Statt Leibeskraft mag mut'ger Geist der Seel' doch Stärke geben.


Schwächen sind zugleich Stärken, z. B. das schwächste Ego als Basis des stärksten Egoisten.


© Karl Köckemann

Karl K ( gelöscht )
Beiträge:

09.01.2007 22:21
#3 RE: © Karl Köckemann - Das Wunder der Gewohnheit Antworten

Manche nennen Geist, was Mensch von Tier unterscheidet.

Bisweilen möchte ich glauben,

das könne nicht der einzige Unterschied sein.


(Karl Köckemann)

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